Dirmstein I – Bischöfliche Burg (Schloss) (Dirmstein, VG Grünstadt-Land)

 Autoren: Michael Martin und MichaelMünch

Bischöfliche Burg und Schloss Dirmstein von Südwesten, 1994 (Aufnahme: Manfred Czerwinski, Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde)Ein Festes Haus im Besitz des Hochstiftes Worms ist in Dirmstein erst nach 1190 vorstellbar; damals übertrug Kaiser Heinrich VI. die Vogtei zu Dirmenstein, nachdem er sie zuvor vom Grafen Heinrich von Zweibrücken erworben hatte, dem Bischof Konrad II. und der Wormser Kirche (RI HVI 95, S. 44 und 518, S. 220). Dabei war Dirmstein in ein Dreiecksgeschäft einbezogen: Das Reich überließ dem Wormser Hochstift die Vogtei Dirmstein, der Bischof zahlte jährlich 16 Pfund in die Pfründekasse des Worm ser St. Martinsstiftes, das seinerseits zugunsten des Reiches auf den Zoll zu Boppard verzichtete. Das Tauschgeschäft, das Bischof Landolf von Worms 1240 mit dem Augustinerchorherrenstift Frankenthal abschloss [1240 Dyrmstein (UpfKG 1, 467, S. 197)], die bischöfliche Mühle gegen den Klosterhof, ist kein direkter Beleg für die Burg.

 

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Im Wormser Bistumsstreit um den Bischof Salman sollte diesem nach nicht verifizierbaren Nachrichten 1340 das Schloss Dirmstein dadurch vorenthalten werden, dass Boemund von Dalsheim und Meingot Bube es besetzten. Bischof Salman konnte aber Dirmstein an den Grafen Friedrich von Leiningen verpfänden; Papst Innozenz VI. forderte es für Bischof Dietrich Beyer zurück. Salman, der seine letztliche Anerkennung als Wormser Bischof allein dem Pfalzgrafen verdankte, musste 1353 Ruprecht I. für den Fall des Rückkaufs die Neutralität Dirmsteins versprechen (1352: RPfalzgrafen 1, Nr. 2728-2730, S. 165). Die 1386 zwischen Bischof und Wormser Bürgerschaft ausgehandelte Rachtung sah auch eine Restitution des Hauses Dirmstein und seines Begriffes an den Bischof vor.


Bischöfliche Burg und Schloss Dirmstein, südöstlicher Eckturm (Diebsturm), 2002 (Aufnahme: Martin Welz)1419 vereinbarten Ludwig III. von der Pfalz und der Wormser Bischof (Johann von Fleckenstein) die Modalitäten eines Kondominates (LA SP, A 1, Nr. 576). Nicht erst jetzt hatte sich eine stattliche Zahl von Niederadelsfamilien als kurpfälzische und wormsische Lehensträger in Dirmstein angesiedelt und mehr oder weniger repräsentative Feste Häuser bewohnt.


Als besondere Beispiele können vor allem die Gebrüder Heilmann und Jorge Schnydelauch von Kästenburg gelten (siehe: Dirmstein IV), die 1421 zusammen mit ihrer Burg auch 3 ½ von den Grafen von Zweibrücken-Bitsch lehensrührige MannsmahdWiesen verkauften, oder Heinrich von Göllheim, der 1420 von seiner Burg spricht (siehe: Dirmstein III), die der bischöflichen gegenüber lag (LA SP, D 11/71).


1447 schlossen Pfalzgraf Ludwig IV. und Bischof Reinhart I. von Worms einen Burgfrieden für Dirmstein und Laumersheim (LA SP, D 11/780). Geltungsbereich war die vereinte Gemarkung beider Dörfer. Die gleiche Vereinbarung erneuerten 1453 Pfalzgraf Friedrich I. und abermals Reinhart I. für den Bereich als wijt die marcke, die zuiglichem derselben dorffe gehoret, umb und umb geet (LA SP, D 11/781). Für Streitfälle sahen die Frieden schließenden Parteien ein binnen Monatsfrist anlaufendes Schlichtungsverfahren vor. Die aufständischen Bauern und Wormser Bürger brannten am 15. Juni 1525 die bischöfliche Burg samt dem Ort nieder. Unter den gefallenen Verteidigern war auch der pfälzische „Fauth“ von Zell.


Bischöfliche Burg und Schloss Dirmstein, Portal des spätgotischen Treppenturmes, 1992 (Aufnahme: Uwe Welz)Bischof Heinrich von Worms (1523-1552) ließ die Anlage wieder instand setzen und richtete hier die bischöfliche Sommerresidenz ein. W. Jarosch will das seit 1910 verschollene Wappenrelief des Wormser Bischofs Pfalzgraf Heinrich im Schlossmuseum in Berchtesgaden wieder gefunden haben. Ein weiterer Ausbau erfolgte unter Bischof Philipp von Rodenstein (1595-1604), dessen Wappen an der Ostseite des ehemaligen Herrentraktes erhalten blieb. 1635 belohnte in seinem Wormser Hauptquartier der Kanzler Axel Oxenstierna die der Krone Schwedens geleisteten Dienste des Obristen Philipp Sadler mit dem bischöflichen Schloss samt Amt und Kellerei Dirmstein. Die Hauschronik der Lerch von Dirmstein, die Annales Lerchianae (LA SP, C 2/10), schildern anschaulich, wie die Schweden und ihre Verbündeten in den Wohnungen des katholisch gebliebenen Ortsadels hausten. Von 1693 bis 1703 war das bischöfliche Schloss Ausweichquartier der Wormser Jesuiten, nachdem ihr Kolleg abgebrannt war. Erst ab 1705 war das Hochstift alleiniger Herr in Dirmstein.


Dirmstein, bischöfliche(s) Burg/Schloss, Grundriss vor 1708 (Archiv der oberrheinischen Jesuitenprovinz, StA MZ, Sign. 15/420)Von 1708 bis 1793 diente es wieder der bischöflichen Hofhaltung. Im Jahre 1803 fiel das Anwesen im Rahmen der Nationalgüterversteigerung an den Dirmsteiner Bürger J. Roemer (es handelte sich um das Schloss, Gebäuderuinen, den Hof, Ställe, einen Schuppen, die Scheune, den Garten, alles noch mit Gräben umgeben). Mit der Nutzung als landwirtschaftliches Gut erfolgten zahlreiche massive Eingriffe in die alte Bausubstanz.


So wurde vor allem der Nordteil des Schlosses mit Ausnahme des Treppenturmes und des Kellers abgerissen. Ein Brand im Jahre 1885 vernichtete den Südflügel mitsamt dem westlichen Eckturm. Die Flurnamen „Schlosswiesen“ und „Schlossgasse“ halten die Erinnerung wach.


Die für die Burgverwaltung so bedeutsamen Burgmannen (Ministerialen, Niederadelige und Edelknechte), die sich nach Dirmstein benannten, sind seit dem 12. Jahrhundert dokumentiert, hier der Versuch einer Auflistung (Auswahl):
Um 1190 Bertdold de Dirmesten (UBWO 1, Nr. 91, S.76 ); 1216 Bertholf von Dirmstein (UBPfeddersheim 27, S. 18); um 1220 Gerbodo de Dirmenstein (HSTA M, RhpfU 2559a); 1230/36 Gerbodo de Dirmisteyn UOtterberg 101, S. 108); 1233 Sybodomiles de Dyrmestein et Mechthildis coniux illius ... milites vero de Dyrmestein Syboto, Gerbodo Longus, Bertoldus filius Engilfridi, Bertholdus Smutzeln, Ulricus iunior, Bertholdus de Ebestein, Gerhardus de Ripa, Gerhardus et Ioffridus frater eius (UBOtterberg 60, S. 45 = UOtterberg 105, S. 109); 1236 Gerhardus Schmuzel de Dirmenstein (UBWO 1, Nr. 184, S. 131); 1243 Bertholdus de Dirmestein (ebd. 207, S. 144); 1255 Conradus de Dyrmestein, Heroldus de Dyrmestein milites (ebd. 163, S. 175f. ); 1282 Jacobus dictus de Dirmenstein (UB Pfed ders heim 51, S. 26); 1333 Jacobo dicto Schele de Dirmesthein (ebd. 84, S. 40); 1343/47 Voltzo de Dyrmenstein (Lehnbuch Speyer 100, S. 43); 1390 Henne Erkenbrecht von Dirmestein, Edelknecht (UB Pfeddersheim 147, S. 64); nach 1398 Hennel Kranich von Dirmstein (Lehnsbuch Pfalzgrafen 182, S. 43); nach 1398 Hanneman Gricke von Dirmstein (ebd. 183, S. 43); nach 1398 Jacob Lerkel von Dirmstein (ebd. 184, S. 44); nach 1398 Hans Schade von Dirmstein (ebd. 185, S. 44); nach 1398 Bechtolff Kern von Dirmstein (ebd. 186, S. 45); nach 1398 Werner Schade von Dirmstein (ebd. 487, S. 85). sein.

 

Bischöfliche Burg/Schloss, Zustand vor 1939, (aus: KDM FT, S. 186)Baubeschreibung

Die Burgstelle ist heute von einem landwirtschaftlichen Anwesen überbaut, in das die Reste der bischöflichen Burg bzw. des späteren Schlosses integriert sind. Die frühere Geviertanlage mit runden Ecktürmen, von denen sich der südöstliche erhalten hat, ist noch im Grundriss zu erkennen. An der Nordseite des Hofes stand das ehemalige Schlossgebäude, dessen Oberbau in Fachwerk errichtet war. Erhalten sind noch der Keller und an der Südseite der etwa zwei Geschoss hohe Unterbau des ehemaligen sechs eckigen Treppenturmes mit einem spitzbogigen Portal, das Gewände mit Stäben zwischen Kehlen profiliert.


Die Nebengebäude an der Südseite stammen hauptsächlich aus dem späten 18. Jahrhundert. An der Südostecke steht noch ein zweigeschossiger Rundturm, der so genannte Diebsturm, mit Resten von Schlüssel- und Maulscharten. Das nördliche Fenster zeigt einen Sturz mit der Jahreszahl 1598. Der Turm trägt ein Kegeldach anstelle einer früheren Kuppel.


Topographie

Gemeinde Dirmstein, Verbandsgemeinde Grünstadt-Land, Landkreis Bad Dürkheim

49*15’32,8’’         N 8*15’32,8O
RW: 3446409      HW: 5492046

Mehrfach zerstörte und stark verändert wiederaufgebaute ehemalige Wasserburg der Bischöfe von Worms. Die Anlage wurde 1984 unter Denkmalschutz gestellt.Die Reste der Niederungsburg befinden sich unweit der vormals von Frankenthaler Augustinerchorherren betreuten Pfarrkirche St. Peter am Südostrand des Niederdorfes (heute Hauptstraße 42).


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Das Buch zum Bericht - Das Pfälzische Burgenlexikon
 

BurgenlexikonDer Artikel wurde in gekürzter Form entnommen aus: Pfälzisches Burgenlexikon, Bd. 1, A –E, hrsg. v. Jürgen Keddigkeit, Karl Scherer, Alexander Thon, Rolf Übel u. Ulrich Burkhart, Kaiserslautern 2007. 528 S. mit zahlreichen, meist farbigen Abbildungen und Plänen, ISBN 3-927754-51-7. Dieses Werk sowie die Bände 2, 3 und 4 sind in allen Buchhandlungen zum von Preis von jeweils € 39.90 erhältlich.

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