Die Inschriften der protestantischen Kirche in Steinbach

Kirche in Steinbach Die in den Jahren 1450 bis 1452 erbauten Kirche in Steinbach haben sich insgesamt drei Inschriftentafeln erhalten. Bereits außen finden wir die erste Inschrift über dem Südportal. Der Impergaufsatz gibt uns Auskunft über die Erbauer und Stifter:

ANNO DOMINI MCCCCL SUB FIDELISSIMO PAPA NICOLAO V INCHOATA

EST HAEC STRUCTURA PER RELIGIOSUM DOMINUM JOHANNUM ABBATEM MONASTERIIET FAMOSOS VIROS SIGFRIDUM ET JOHANNEM DE SUPERIORI LAPIDE ARMIGEROS QUI SIGFRIDUS IMMAGINEM BEATAE VIRGINIS MARIAE DIVINO INSTINCTO HUC TRANSMISIT. TUM ANNO 1452 CONSECRATUS EST CHORS CUM SACRISTIA IN FESTO VISITATIONIS VIRGINIS MARIAE (MEDIANTIBUS PRIORUM FIDELIUM ELEMOSINIS (1)

 

 

Kirche in Steinbach Zwei kirchengeschichtlich hoch interessante und wohl auch einzigartige Inschriften sind im Inneren des Gotteshauses angebracht. Die ältere der beiden ist in Augenhöhe hinter dem Altar im Chor der Kirche angebracht und ist eine Strophe aus dem Abendmahlslied Martin Luthers aus dem Jahr 1524, das der Reformator aus dem lateinischen Lied „Jesus Christus nostra salus“ des böhmischen Vorreformatoren Jan Hus geschaffen hat. Es ist zwar unter Nr. 215 im jetzigen Evangelischen Gesangbuch aus dem Jahr 1994 noch enthalten, aber ausgerechnet die in Steinbach zitierte Strophe wurde von den Gesangbuchreformern weggelassen. Um sie aufzuspüren, muß man schon das frühere Evangelische Kirchengesangbuch von 1952 hervorholen. Dort findet sich das Lied unter Nr. 154, die Steinbacher Strophe ist Vers 3 (Abb. 2).

Jahrhundertelang war die Einladung an die reuigen Sünder, zum Tisch des Herrn zu gehen, in der evangelischen Kirche fest verbunden mit der Ermahnung an die Unbußfertigen, vom Abendmahl wegzubleiben, bis sie das in ihrer Vergangenheit bereinigt hätten, was noch zu bereinigen war (2).

Weniger im Blickfang der Gemeinde steht die jüngere Inschrift. Im großen lateinischen Buchstaben des späten 16. oder frühen 17. Jahrhunderts ist sie oben auf der Längsempore erhalten:

SANGVINE. FVNDATA EST ECCLESIA SANGVINE C(HRISTUS) P(ER)F(ICIT).

SANGVINE SUCCREVIT SANGVINE FINIS ERIT.

Die Übersetzung lautet: „Durch das Blut. Die Kirche ist gegründet durch das Blut. Durch Blut wird sie am Leben erhalten. Durch Blut wird ihr Ende gekennzeichnet sein“.

Kirche in Steinbach Der Sinn des Textes ist wohl so zu deuten: Unsere Beziehung zu Gott ist keine Nebensache, keine Beliebigkeit. Vielmehr geht es dabei um Leben und Tod. Denn die Rettung des Sünders erfordert, daß Blut fließt. Die Kirche ist gegründet durch das am Kreuz von Golgatha vergossene Blut Jesu Christi, des unschuldigen, unbefleckten Lammes. Durch dieses Blut Christi wird sie am Leben erhalten: Im Blut der Märtyrer, von Stephanus an, wird die Kirche am Leben erhalten. Indem Menschen sich ganz und gar, mit Leib und Leben, Jesus Christus zur Verfügung stellen und ihm nachfolgen, lebt die Kirche. Das Ende der Kirche aber wird nicht die völlige Verchristlichung der alten Welt sein, indem sich der Mensch selbst zu Gott macht, sondern diese Welt, und die sichtbare Kirche mit ihr, wird untergehen in Verfolgung, Verrat, Verführung und Martyrium. Diese Erkenntnis ist nicht die Feststellung eines Pessimisten, sondern ist den biblischen Schriften selbst abgelauscht.
Solche Erkenntnis wurde vor allem in Kriegszeiten und Epochen der Not lebendig. Es kann durchaus sein, daß der Dreißigjährige Krieg Anlaß zur Anbringung dieser Inschrift gewesen ist. Sie setzt die baulichen Veränderungen in der Steinbacher Kirche voraus: Ausbau der Gewölbe, Einbau der Emporenanlage. Ein bemerkenswertes Glaubenszeugnis aus der Zeit des Altprotestantismus (3).

 

(1) Übersetzung nach Michael März: „Im Jahre des Herrn 1450 unter dem gläubigen Papste Nikolaus V. ist dieser Bau von dem frommen Herrn Johann, Abt des Klosters, und von den Hochedlen Männern den Rittern Sigfried und Johann von Oberstein, begonnen worden, welch letzterer Sigfried das Bild der heiligen Jungfrau Maria auf göttliche Anregung hierher schickte. Dann wurde im Jahre 1452 der Chor mit der Sakristei am Feste der Heimsuchung der Jungfrau Maria unter Mithilfe von Gaben frommer Gläubiger geweiht.“

(2) Bonkhoff, Bernhard H.: Fundata est ecclesia sanguine, in: Donnersbergjahrbuch 2007, S. 129.

(3) Ebd. S. 130

 

 

 

 

 

 

 

 

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