Märchen und Sagen vom Beilstein

Zwischen Kaiserslautern und Hochspeyer, versteckt im Wald, steht auf dem Beilsteiner Kopf die uralte Ruine der Burg Beilstein. Märchen und Sagen ranken sich um das geheimnisvolle Gemäuer im Pfälzerwald. Still und Dunkel war einst der Wald um den Beilstein und nur ganz mutige wagten zu später Stunde noch den Weg von Kaiserslautern nach Hochspeyer zu laufen, der nahe der Burg verläuft. Die hohen Bäume die die Burgruine umgaben ließen mit ihren ineinander verfilzten Zweigen kein Sonnenlicht durch, so dass immer eisige und finstere Schatten hier vorherrschten. Die Mönche und Geistlichen aus Kaiserslautern sagten über diesen Wald Aures sunt nemoris, was bedeutet, die Wälder haben Ohren. Auch die Köhler und Holzfäller mieden diesen Ort, da es dort nicht mit rechten Dingen zu gehen sollte. 

 

Einst, im tiefen eisernen Mittelalter, trug sich folgende Geschichte zu: Ein Junker der bei Kaiserslautern lebte, hörte von einem wunderschönen Fräulein das auf der Beilstein wohnen sollte und alle Freier abweisen würde, die um seine Hand anhielten. Der Junker schmiedete nun einen Plan wie er das Fräulein entführen wollte. In einer Vollmondnacht näherte er sich mit zwei Knechten der Burg. Sie schafften es in den Burgsaal einzudringen doch dort überkam sie ein tiefer Schrecken. An einem großen Tisch saß das Burgfräulein, aber links und rechts neben ihm saß je ein unheimlich aussehender Geist. Die Knechte ergriffen vor Furcht die Flucht und der Junker fiel vor Schrecken kurze Zeit in eine tiefe Ohnmacht. Als er wieder erwachte, waren die Geister verschwunden, nur das Fräulein saß noch am Tisch. Der Mut kehrte zu ihm zurück und er nahm die junge Frau als seine Gefangene mit auf seine Burg in der Nähe von Lautern. Doch die Jungfrau konnte ihm alsbald wieder entfliehen und kehrte zurück zur Beilstein. Erneut drang der Junker in die Burg ein um sich die Jungfrau ein zweites mal zu entführen. Wieder fand er sie im Burgsaal mit den beiden Geistern vor. Als er sich ihr näherte flogen die beiden Geistwesen auf ihn zu und berührten ihn sachte, genau in diesem Moment fiel der Junker tot zu Boden. Von nun an traute sich niemand mehr die Jungfrau zu entführen.

In einer lauen Frühlingsnacht saßen in Lautern im Wirtshaus zum fliegenden Pferd einige Handwerksburschen beisammen. Die Walzbrüder hatten sich hier getroffen und ihre Gemüter waren vom Wein und Bier schon recht erhitzt. Ein Schuhmachermeister aus der Stadt der bei ihnen saß, erzählte den Burschen von den Geistern, die auf der Beilstein hausten. Je mehr Bier und Wein floss, desto mutiger wurden die Handwerksgesellen; einer wettete, dass er mit einer Fackel dreimal um die Burg laufen würde ohne, dass ihm etwas Geschehen würde. Die Wette ward geschlossen und man machte sich noch in der selben Nacht auf zur Beilstein. Zweimal ging er um die Burg herum, doch beim dritten Mal, flogen zwei geisterhafte Wesen auf ihn zu und berührten ihn leicht. Der Handwerksbursche fiel wie vom Blitz getroffen tot zu Boden.

Unter der Burg Beilstein soll es tiefe unterirdische Gänge geben. Eine alte Frau aus Lautern sammelte regelmäßig Holz bei dem alten Gemäuer. Eines Tages, sie hatte ihr Holzbündel schon geschnürt ,stand plötzlich ein Zwerg vor ihr. Es war das Hellbeermännchen vom Heiligenberg, eines Berges in der Nähe vom Beilstein. Der Zwerg deutete auf das damals schon verfallene Schloss und sagte: "Sieh hin zum Schloss!"  Als sie hinschaute, erkannte sie, dass sich dort ein Stein gelöst hatte der einen tiefen Gang freigab. Der Zwerg sagte nur: "Geh!" Die Alte nahm ihr Bündel und verschwand in dem dunklen Tunnel. Als sie wieder an das Tageslicht gelangte, befand sie sich auf dem Kaiserberg.

Dem Ritter vom Beilstein war der geheimnisvolle Gang der von der Beilstein zum Kaiserberg führte wohl bekannt. Auch wusste er von Abzweigungen in dem unterirdischen Labyrinth, die tief hinunter unter den Kaiserberg führten, wo sich der sagenhafte Saal des Kaiser Barbarossas befand. Hier schlief der Alte bis zu seiner Wiederkunft einen tiefen Schlaf vor einem steinernen Tisch. Alle hundert Jahre wurde er kurz wach und fragte ob die Raben noch zwischen dem Berg und der Barbarossaburg fliegen würden. Sagte ihm sein Diener das die Raben immer noch umherfliegen, schlief er gleich wieder für weitere hundert Jahre ein. Der Ritter vom Beilstein, der auch von dieser Legende gehört hatte, wollte sich selbst davon überzeugen und stieg den dunklen Gang unter seiner Burg hinunter. Er lief so lange durch den Gang bis er im Saal des alten Rotbart angekommen war. Dieser saß schlafend an dem großen steinernen Tisch. Auf diesem lagen die Reichsinsignien, das Schwert, der Reichsapfel, das Kreuz und die Krone. An der feuchten Buntsandstein Wand hing ein großer Schild, darauf war ein blutrotes Herz das von einem weißen Pfeil durchbohrt war aufgemalt. Der Kaiser öffnete die Augen und sah den Beilsteiner an. Dann fragte er ihn":Fliegen die Raben noch?" Dieser bejahte die Frage und der alte schloss die Augen um für weitere hundert Jahre in Schlaf zu versinken.

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