Wanderungen in den Altweibersommer

Zeichnung: Ute Knieriemen-WagnerWenn in Trippstadt die Vorbereitungen für das Kohlenbrennerfest beginnen, liegt schon ein "Ahnen" von Altweibersommer in der Luft. Wer nun am frühen Morgen durch die umliegenden Wiesen und Wälder streift, spürt dies sehr bald. Ja, man kann es sehen!

 

Früh am Morgen funkeln Abertausende von silbrig glänzenden Spinnweben in Gräsern, Büschen und Bäumen. Dick und fruchtig glühen nun die roten Früchte der Ebereschen. Dazwischen blinken romantisch die schwarzen Trauben des Holunders.

 

Jetzt da sich der Sommer seinem Ende zuneigt bricht in der Regel noch einmal mit voller Wucht "die fünfte Jahreszeit", wie wir den Altweibersommer in der Pfalz gerne nennen, über uns herein. An den Feldrainen laden verwilderte Apfel und Birnbäume den Wanderer zu einer kurzen Rast ein. Die Luft ist in dieser Jahreszeit besonders klar und rein und über den vielen Wiesen kann man nun oft den gleitenden Flug des Bussards und Habichts beobachten. Bald röhren im innern des tieferen Pfälzerwaldes die Hirsche und die Heckenrose, die im Frühjahr die Landschaft mit ihren rosa und weißen Blüten verzauberte präsentiert sich im Frühherbst zum zweiten Mal in voller Schönheit, nämlich mit ihren satten, dicken, roten  Früchten.

 

Früh am Morgen sollte der Wanderer nun aufbrechen und sich hineinbegeben in das grüne Herz des Pfälzerwaldes.

 

Die "fünfte Jahreszeit" bezeichnet einen Zeitabschnitt im Jahreskreislauf, oft im September, welcher sich  durch ein Hochdruckgebiet, stabiles Wetter und ein warmes Ausklingen des Sommers auszeichnet, eben der sogenannte Altweibersommer. Dieser Name leitet sich von den Spinnweben her, mit denen junge Baldachinspinnen durch die Luft segeln. Gemeint ist mit dem Wort jedoch kein schönes Wetter für ältere Frauen, sondern der Begriff  führt uns tief in die Mythologie unserer Vorfahren, der Germanen zurück. Die wunderschön glitzernden Fäden der Baldachinspinnen funkeln im Sonnenlicht wie lange silbergraue Haare.

 

In alten Sagen und Überlieferungen heißt es, dass "alte Weiber", (was damals noch kein Schimpfwort war) diese "Haare" beim Kämmen verloren hätten und dass dies das Wirken der "Nornen", der alten Schicksalsgöttinnen, die die Lebensfäden der Menschen spinnen,war. Alten Menschen, an denen solche Spinnfäden hängen bleiben, sollten sie Glück bringen. Spätere – im Christentum entstandene Legenden wiederum wissen zu berichten, dass die Silberfäden des Altweibersommers aus dem Mantel Marias stammen, den sie bei ihrer Himmelfahrt trug. Im Volksmund heißen deshalb diese Spinnfäden auch "Marienfäden", "Marienseide", "Marienhaar". 

 

Es gibt Meteorologen die fest behaupten der Altweibersommer sei der einzige Sommer auf den man sich verlassen kann. In Wetterstatistiken ist diese schön Wetterperiode tatsächlich seit ca. 200 Jahre nachweisbar und in Bauernregeln sogar seit vielen Jahrhunderten. Ursache ist ein Festlandshoch über Osteuropa das trocken-kontinentale Luft nach Mitteleuropa einströmen lässt.

 

Es ist die Zeit sich aufzumachen zu einer schönen Wanderung, denn Herbstzeit ist Wanderzeit und auch die Zeit der Pilzsammler, die nun überall im Pfälzerwald aus dem Boden "schießen".  Nun, da die Laubfärbung der Bäume beginnt, die Zugvögel unruhig ihr Gefieder spannen, wohl wissend das es bald auf große Reise geht, ist es im Wald am schönsten. Dem Wanderer um Trippstadt erscheint es als plätscherten die vielen Waldbrunnen, heller und klarer als im Sommer und die vielen idyllischen Waldschluchten und verwunschene Winkel laden zu Entdeckungsreisen geradezu ein. Ob zu alten Burgruinen, efeuumwachsenen Altbäumen, ob zu einem romantischen Turm, wie wir ihn auf dem schönen Aschbacherhof finden, oder zu einsamen Waldwoogen - in Trippstadt findet jeder etwas.

 

Die Tourist-Information Trippstadt gibt dem Wanderer gerne Auskunft zu den besonderen Plätzen.

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