Von Pottaschsiedern, Harzbrennern, Beerensammlern und anderen alten Berufen im Pfälzerwald
Nein, es ist kein Ulk: Die Bezeichnung „Pottaschsieder“ gab es wirklich!
Es ist ein zusammengesetztes Wort: Pott-Asch(e)-Sieder. Doch dazu später.
Warum ich mich in diese Thematik eingelesen habe, kam folgendermaßen zustande: Ich war einmal wieder im Pfälzerwald unterwegs und mein Weg führte durch Fischbach bei Hochspeyer (Nähe Kaiserslautern). Dort entdeckte ich ein Schild, auf dem „Harzofen“ stand. Meine angeborene Neugierde führte bald zu einem Gespräch mit einem älteren Einheimischen, der mir die Sache erklärte. Mittlerweile weiß ich noch mehr: „Harzbrenner“, auch „Harzer“, „Harzsieder“ und „Pechbrenner“ genannt, waren damit beschäftigt, den Rohstoff Harz aus harzreichen Bäumen, vor allem aus Kiefern und Fichten (auch als „Pechbaum“ bezeichnet) zu gewinnen.
Dabei wurde die Baumrinde meist fischgrätenartig angerissen. Das Harz floss in ein Auffanggefäß. Durch die Weiterverarbeitung in den Harzöfen wurde der Rohstoff so bearbeitet, dass man Terpentinöl und nichtflüssigen Harz gewinnen konnte. Letzterer wurde z. B. zur Herstellung von Wagenschmiere, Papierleim, Lacken und Firnissen verwandt. Außerdem nutzte man gekochten Fichtenharz als Mittel zum „Auspichen“ von Bierfässern, so genanntes „Fasspech“. Nun zu den Pottaschsiedern: Pottasche nutzte man früher als Rohprodukt zur Wiesendüngung. Die Pottasche fand jedoch hauptsächlich Verwendung bei der Glas- und Seifenherstellung, sowie in der Färberei, in der Medizin und zum Bleichen von Wäsche. Pottasche wurde früher vorwiegend aus Buchenasche gewonnen (Auslaugen, Sieden und Verdampfen im eisernen „Pott“, Kalcinieren).
Die Pottaschsieder waren im Übrigen nicht sehr angesehen bei der Obrigkeit: Im Jahre 1711 klagte Kurfürst Johann Wilhelm, dass durch „das Aschen-Brennen in denen Wäldern durch die Pott-Aschen-Sieder nicht geringer Schaden geschiehet, indeme dadurch... viele gesunde, meistens aber unten am Stamm faul beschädigte Buchen, Mast-Bäume durch dieses lose Gesindel angesteckt und verbrannt, ja öffters gantze Revieren durch das Feuer verderbet werden...“ Die Nutzung und Bewirtschaftung des Pfälzerwaldes ernährte viele Menschen noch bis ins 19. Jahrhundert hinein und tut dieses zum Teil bis heute (wenn auch der Schwerpunkt verlagert ist.)
Um noch einige andere alte Berufe zu erwähnen: Flößer (siehe auch Beitrag über das Flößen im Pfälzerwald), Bergleute, Eisenschmelzer, Köhler, Glasmacher, Gerber, Imker, Waldbauern, Holzschuhmacher, Besenbinder, Bürsten- und Schindelmacher, Bordschnitter, Holzhauer und Förster. Auch das Beerensammeln war für viele Familien im Pfälzerwald eine gute Einnahmequelle: Heidelbeeren, Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren und Preiselbeeren. Manche Orte wie z. B. Iggelbach, Speyerbrunn, Esthal, Elmstein und Hohenecken hatten den Bewohnern sogar extra „Heidelbeerferien“ gegeben.
Quellenangaben: Der Pfälzerwald – Portrait einer Landschaft, ISBN 3-9801147-1-6, hier: Beitrag von Roland Paul (Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde, Kaiserslautern) www.pfalzgeschichte.de
01/2009 Ina Schmitt
www.mit-ina-unterwegs.de