Ein Krebsfund aus der Remigiusberg-Formation
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- Geschrieben von Thomas Schindler
Der Steinbruch am Remigiusberg zwischen Haschbach, Rammelsbach und Theisbergstegen lieferte in den letzten Jahren immer wieder bedeutende Funde dieser ältesten Rotliegend-Formation (Permokarbon, ca. 300 Millionen Jahre vor heute). Die hier beim Kuselit-Abbau anfallenden Nebengesteine sind Sedimente aus Fluss- und Seeablagerungen. Sie sind rotbraun und grüngrau gefärbt und bestehen aus rotbraunem teils kiesigem Sandstein, rotbraunem und grüngrauen Siltstein sowie untergeordnet blaugrauen Kalkstein.
In den Siltsteinen sind lagenweise Pflanzenreste (D. Uhl, schriftl. Mitteilung), aber auch Muscheln häufig. In den Kalken kann man durch Aufbereitung mit Essigsäure Gliedertier- und Wirbeltier-Reste (Segmente, Schuppen, Zähne, Knochen) gewinnen (BOY & SCHINDLER 2000). Häufig sind Haie und verschiedene Schmelzschuppenfische, aber auch Quastenflosser sowie selten Amphibien. Die Gliedertier-Segmente waren bisher nur den Crustaceen zuordenbar. Vor kurzem brachte ein Neufund mehr Licht in die Taxonomie. Während einer Exkursion des Arbeitskreises Mineralogie / Paläontologie der POLLICHIA-Ortsgruppe Bad Dürkheim fand Frau Brigitte Seybold (Neuhofen) einen vollständigen Krebs (s. Foto). Das weiß erhaltene Tier liegt auf oder in einem Markhohlraum eines Schachtelhalms. Es ist (ohne Antennen) 12 mm lang. Der Körperbau weist auf die Gruppe der Syncarida hin. Erhalten konnte sich dieser fragile Rest wahrscheinlich nur deshalb, weil er im Markhohlraum des Schachtelhalms eingespült (oder gefangen) war. Der Schachtelhalm gehört zu einer Calamiten-Massenlage in einem grünen Siltstein. Die Calamiten wurden wahrscheinlich bei einem Flutereignis abgespült und im Stillwasser eines Auensees abgelagert. Eine nähere Bearbeitung ist vorgesehen.
Der Bericht ist bereits im Pollichia-Kurier 24 (2)/2008 erschienen.
Weitere Informationen zum Verein für Naturforschung und Landespflege erhalten Sie direkt unter www.pollichia.de
Literatur
BOY, J.A.&SCHINDLER,T. (2000): Ökostratigraphische Bioevents im Grenzbereich Stephanium/ Autunium (höchstes Karbon) des Saar-Nahe-Beckens (SW-Deutschland) und benachbarter Gebiete.-N. Jb.Geol.Paläont. Abh., 216 (1): 89-152, 8 Abb.; Stuttgart.
POSCHMANN, M. & UHL, D. (2007): Syncaride Krebse - Im Häutungshemd mit Fransenlook.- In: SCHINDLER, T. & HEIDTKE, U.H.J. (Ed.), Kohlesümpfe, Seen und Halbwüsten. Dokumente einer rund 300 Millionen Jahre alten Lebewelt zwischen Saarbrücken und Mainz; POLLICHIA-Sonderveröffentlichung 10: 164-168; Bad Dürkheim.
Thomas Schindler, Spabrücken