Heldensteine von Edenkoben

held_07Fährt man von Edenkoben in westlicher Richtung, die K6 entlang, so kommt man nach ca. 7 km an den Parkplatz „Lolosruhe“, welcher sich im Sattel zwischen dem Steigerkopf und dem Morschenberg befindet. Dort angekommen wandert man ca. 1 km in südlicher Richtung zum Schänzelturm. Dies ist ein 10 m hohen Aussichtsturm der im Jahre 1874 aus Buntsandstein gebaut wurde. Er soll an die preußischen Soldaten erinnern die hier im Jahren 1794 bis 1795 gekämpft hatten. Nun geht es weiter in westlicher Richtung, vorbei am Ritterstein mit der Inschrift - „Stelle um welche General von Pfau am 13. Juli 1794 fiel“ noch ca. ½ km bis zum Platz der drei Heldensteine. 

Dort befindet sich auch noch ein Ritterstein mit der Inschrift – „Hauptschanze“. Im Umkreis weniger Meter, stehen gleich drei dieser Heldensteine. Gebaut aus dem in der Umgebung reichlich vorhandenen Bundsandstein, durch Steinmetzearbeiten verziert und beschriftet. Dabei handelt es sich um den Schwedenstein, der daran erinnern soll, das hier Soldaten unter schwedischem Kommando, im Jahre 1635, während des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648) ihre Stellungen hatten, um das Pfau-Denkmal, einen preußischen General Namens Pfau, der hier im Jahre 1794 während den französischen Revolutionskriegen (1792 – 1802) gefallen ist, und um das Österreich-Denkmal, das zum Gedenken der Kämpfe von 1795, ebenfalls während den französischen Revolutionskriegen, aufgestellt wurde. Bei den hier stattgefundenen Ereignissen und Schlachten handelt es sich lediglich um Nebenschauplätze dieser Kriege, wobei es schon bemerkenswert ist, dass es hier auf dem Steigerkopf gleich mehrere Schlachten gegeben hat. Das dieser Berg öfters als Stützpunkt gewählt wurde, liegt an seiner Größe, an seiner schwierigen Zugänglichkeit, an der Größe der Oberfläche, welche sich bestens eignet um Verteidigungsanlagen und Truppenlager aufzubauen und er deckt durch seine Lage die Strassen nach Kaiserslautern ab.

held_02Ein vom Steigerkopf flach abfallender Bergsattel verbindet ihn mit dem westlich gelegenen Hermeskopf. Genau diese Stelle ist auch der Schwachpunkt des Steigerkopfes und wurde deswegen gegen Angriffe des Gegners durch den Bau von Feldbefestigungen, sogenannte Schanzen, gesichert. Diese bestanden in der Regel aus Hindernisse (Graben, Wolfsgruben und Pfähle), Sperrmittel (Gestrüpp, Palisaden und Spanische Reiter) und Deckung (Erdwall). Hindernisse und Sperrmittel sollten das Vordringen des Angreifers erschweren und wurden auch als Verhau bezeichnet, die Deckungen boten den Soldaten Schutz vor feindlichem Beschuss. Je nach Größe und Bauart konnten unterschiedlich viele Soldaten und Geschütze hinter einer Schanze in Stellung gehen. Heute ist von den Schanzen aus der Zeit der Revolutionskriege kaum noch etwas zu sehen. An ihren Standorten wurden Rittersteine aufgestellt. Man findet sie auf der westlichen Seite des Steigerkopfes im Wald verstreut.


HeldensteinDer Schwedenstein


Während des Dreißigjährigen Krieges hatten hier, im Jahre 1635, schwedische Truppen ihre Stellungen. Sie standen unter dem Kommando Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar (*16.08.1604 - †18.07.1639). Er war einer der berühmtesten Feldherren seiner Zeit. Zu Beginn des Krieges kämpfte er auf Seiten der Deutschen, wechselte im Jahre 1630 zu den Schweden und ab 1635 kämpfte er auch noch für Frankreich. Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges, im Jahre 1634, als schwedische Soldaten zusammen mit dem Herzog nach Süddeutschland vordrangen, trafen sie auf kaiserlichen Truppen und es kam zur Schlacht bei Nördlingen, wobei die Schweden eine vernichtende Niederlage erlitten. Diese zogen sich dann aus der Region zurück, während Herzog Bernhard mit seinen Soldaten über den Rhein ging wo er auf Verstärkung Heldensteindurch französische Truppen hoffte. Diese kamen auch, aber nur bis nach Landau und wurden dann zu anderen Kriegsschauplätzen abgezogen. Der Herzog, nun alleine gelassen, musste mit einem Angriff auf seine dünne Verteidigungslinie rechnen. Vorsorglich ließ er seine Soldaten auf den Bergpässen schanzen. Daher kommt der Name Schänzel. Möglich ist aber auch, das der Herzog mit seinen Soldaten auf dem Weg ins befreundete Elsass/Frankreich war und auf dem Steigerkopf nur kampierte. Zur Lagersicherung hat er die Schanzen ausheben lassen. Spuren aus dieser Zeit sind heute nicht mehr vorhanden. Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar starb im Jahre 1639 in Neuburg am Rhein während der Vorbereitungen zu einem erneuten Feldzug. Der Gedenkstein wurde im Jahre 1895 errichtet. Auf dem Schwedenstein-Denkmal ist zu lesen: „Schwedenstein“.


Das Pfau-Denkmal


Von Pfau war ein General der preußischen Armee, der während den französischen Revolutionskriegen im Jahre 1794, das Kommando auf dem Schänzel hatte. Dort unterstanden ihm ca. 4000 Soldaten mit ca. 10 Kanonen welche auf 4 Schanzen verteilt waren. (Dort sehen die oben genanten Rittersteine. Ihre Inschrift lautet – Hauptschanze I, Schanze II, Schanze III, Schanze IV, Verhau vor Schanze IV, Verhau vor Schanze I und Verhaus unter Schanze IV). Schanze I (Hauptschanze) war die Größte, nach Westen und in Form einer Lünette (nach hinten offen, zur Angriffsseite spitz und lang zulaufend, wobei die Spitze nochmals abgewinkelt ist) gebaut. Darunter befand sich ein Verhau. Schanze II nach Südwesten und in Form einer Flesche (nach hinten offen, zur Angriffsseite spitz zulaufend) gebaut. Schanze III nach  Süden und in einem Bogen gebaut. Schanze IV nach Norden und geradlinig gebaut, zusätzlich mit einem vorgelagerten Verhau verstärkt.

Die Einheiten in den einzelnen Schanzen hatten Zugehörigkeitsnamen. Grenadier Bataillone von Romberg in Schanze I, Grenadier Bataillone von Kunitzki in Schanze II, Grenadier Bataillone von Schladen in Schanze III und das Füssilier Bataillone von Müffling in Schanze IV. Man findet diese Namen in Stein geritzt in der Nähe der einzelnen Schanzen. Während den französischen Revolutionskriegen, gehörte die Stellung auf dem Steigerkopf zu einer ca. 100 km langen Feldbefestigungslinie zwischen dem Hunsrück über Kaiserslautern und Edenkoben bis zur Rheinebene bei Speyer. Am 02.07.1794 versuchten die Franzosen diese Linie zu durchbrechen. Sie griffen auf breiter Front an, um die gegnerischen Soldaten an ihre Stellungen zu binden (z.B. bei: Edenkoben und das Schänzel, Stellungen bei Kaiserslautern, usw...), während der Hauptstoß in der Gegend um Germersheim stattfand. Die dort stehenden Österreicher, unter dem Kommando von General von Wartensleben, konnten den Angriff dank ihrer Reiterei abwehren. Da die Franzosen einen erneuten Schlagabtausch mit der österreichischen Kavallerie im flachen Land vermeiden wollten, wurde am 12.07.1794 in der Hauptsache das Örtchen Edenkoben und das Schänzel angegriffen, was allerdings eher der Lageerkundung diente.

Der eigentliche Angriff sollte am darauffolgenden Tag stattfinden. Das vermutete auch General von Pfau der vorsorglich beim preußischen Erbprinzen von Hohenlohe-Ingelfingen (*31.01.1746 - †15.02.1818), um Verstärkung bat. Dieser schickte 4 Kompanien zur Unterstützung der Schänzelbesatzung. Schon in aller Frühe des 13.07.1794 begannen die Franzosen mit ihrem Angriff, und wieder auf breiter Linie. In Edenkoben befand sich zu dieser Zeit General Blücher, auf dem Kesselberg, östlich vor dem Steigerkopf, Major Borck und auf dem Steigerkopf selbst, der General von Pfau, jeweils mit ihren Soldaten und Geschützen. Während des Vormittages wurde auf dem Kesselberg und dem Steigerkopf schwer gekämpft, ohne das die Franzosen einen nennenswerten Erfolg erzielt hätten. General von Pfau erbat erneut um Truppenverstärkung beim Erbprinzen, da er einen weit stärkeren Angriff des Gegners auf seine Stellung vermutete, was auch am Nachmittag geschah. Obwohl die französischen Angreifer jetzt noch größeren Druck ausübten, konnten General Blücher (*16.12.1742 – †12.09.1819) und Major Borck ihre Stellungen halten. Die zusätzlichen 2 Bataillone, welche der Erbprinz schickte, kamen in der Nachmittagszeit am Schänzel an und wurden sofort in die lückenhaft gewordene Linien in den Schanzen geschickt. Schließlich konnten auch sie das Durchbrechen der Franzosen nicht mehr verhindern, was bei Schanze IV geschah. General von Pfau versuchte sofort Soldaten zur Gegenwehr zusammenzustellen um die Franzosen wieder zurückzudrängen, diese waren jedoch nicht mehr zu halten. In einem Rausch des nahen Sieges stürmten sie auf das Schänzel ein und vertrieben die preußischen Soldaten. In diesen Tagen durchbrachen die Franzosen auch die Verteidigungslinie bei Trippstadt und Johanniskreuz Was danach folgte war der allgemeine Rückzug der preußischen Armee. Am Ende des Jahres hatten die Franzosen das gesamte linksrheinische Gebiet Deutschlands in ihrem Besitz. ...


HeldensteinBei dem Versuch den Gegner bei Schanze IV zurückzudrängen wurde der General tödlich verwundet. Er starb auf dem Schänzel im Alter von 67 Jahren. Ein Ritterstein mit der Inschrift - „Stelle um welche General von Pfau am 13. Juli 1794 fiel“, wurde an der vermuteten Sterbestelle aufgestellt, möglicherweise wurde er dort auch begraben. Sein Denkmal wurde von Generalfeldmarschall von Wurmser (*07.05.1724 - †22.08.1797) im Jahre 1796 bei einem Neustädter Steinmetz in Auftrag gegeben. Es wurde aber erst im Jahre 1828 an seinem heutigen Platz aufgestellt. Auf dem Pfau-Denkmal befand sich ursprünglich noch ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen aus Metall, der heute leider fehlt. Es war das Wappentier des Königreich Preußens.  


Legende


Die Franzosen konnten den Steigerkopf nicht einnehmen. Deswegen versuchten sie es mit einer List. Geführt von einem einheimischen Jägersmann und unter dem Kommando von Oberst Lufft, umgingen die französischen Soldaten die preußischen Stellungen und fielen diesen in den Rücken, während andere französische Streitkräfte die Schanzen frontal angriffen.


Auf dem Pfau-Denkmal, unter dem Rest des Adlers ist zu lesen: „Dem Anno 1794 vor dem Feind gebliebenen königlich preußischen Herrn General von Pfau. Als Held und Biedermann bekannt, starb Pfau fürs deutsche Vaterland. Als Freund von edler Tapferkeit sei dieses Denkmal ihm geweiht. Von dem K. K. Generalfeldmarschall Dagobert Grafen von Wurmser 1796.“ Außerdem sind noch „Schlacht 13 Juli 1794“, Grenad. Bat. General v. Schladen.“, Jäg. Comp. v. Chargot“, „Granad. Bat. v. Kunitzki“,  „Musket. Bat. v. Schladen“ und „Füsil. Comp. v. Muffling“ auf den Steinplatten darunter eingemeißelt.


HeldensteinDas Österreich-Denkmal


Nachdem die Koalitionstruppen hinter den Rhein zurückgedrängt wurden, fanden geheime Friedensverhandlungen zwischen Preußen und Frankreich statt, welche am 05.04.1795 zum Baseler Frieden zwischen beiden Parteien führte. Weitere Friedensverhandlungen mit den Reichsständen scheiterten, da man nicht bereit war von den verlorenen rechtsrheinischen Landen etwas an die Franzosen abzugeben, genauso wie diese nicht bereit waren etwas von den eroberten Landen zurückzugeben. Im Spätjahr 1795 gingen die Österreicher zur Offensive über. Bis zum Dezember hatten sie teilweise die alte Verteidigungslinie vom Jahre 1794 wieder besetzt. Das galt auch für das Schänzel. Am 13. Dezember versuchten die Franzosen erneut einen Durchbruch am Schänzel. Diesmal konnte das allerdings verhindert werden. Es folgte ein Waffenstillstand für 5 Monate. Französische Truppen, die durch den Baseler Frieden und durch den Frieden mit Spanien frei geworden waren, wurden nun gegen den Österreich Verbündeten, nämlich Italien, eingesetzt. Österreich war verpflichtet zu helfen und schickte Truppen. Indessen wurden die französischen Angriffe auf die Rheinlinie immer größer, die ausgedünnten österreichischen Truppen wichen dem Feinddruck und gingen über den Rhein zurück.

HeldensteinSchließlich kam es am 17.10.1797 zum Frieden von Campo Formio. Darin wurde die Ostgrenze Frankreichs bis zum Rhein festgelegt. Der Hauptteil der heutigen Pfalz wurde in Department Donnersberg (Departement du Mont-Tonnerre) und Department Bas-Rhin eingeteilt – französische Verwaltungseinheiten. Erst nach der endgültigen Niederlage Napoleons fielen diese Gebiete an das Königreich Bayern und wurden Rheinkreis genannt. Auf dem Österreich-Denkmal, unter dem alten Kaiserwappen ist zu lesen: „Ehre den Tapferen allezeit!“ und „Zur Erinnerung an die siegreichen Kämpfe der österreichischen Armee in diesen Bergen. Am 13. Dezember Erstürmung des Schänzels. Rückzug der Franzosen und Räumung des Deutschen Gebietes. Waffenstillstand.“ Auf Steinplatten, welche im umliegenden Wald zu finden sind, sind die Namen der Einheiten und ein Datum eingeritzt: „Reg. v. Schladen, Gr. B. v. Borck“ und „Königl. Preuß. Inf. Reg. v. Schladen, Grnd. Comp.  v. Ourenheim, den 25. Juny 1794“.


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