Steinkreuze als Zeugnis des Glaubens in Winnweiler

CHRISTUS VINCIT REGNAT IMPERAT
Steinkreuze als Zeugnis des Glaubens in Winnweiler


steinkreuze_win_1_kl.gifReligiöse Flurdenkmale sind auffällige Kleindenkmale unserer Heimat. Sie sind zwar bei uns bei weitem nicht so häufig anzutreffen, wie im „Madonnenländle“ in Baden-Württemberg oder in Bayern.  Trotzdem finden sie sich auch bei uns. Und in Winnweiler sind gleich fünf Stück zu finden. Die Steinkreuze stehen nicht zufällig an ihren Standorten. Sie wurden ganz bewusst an Orten aufgestellt, an denen möglichst viele Menschen vorbei kamen. Sie wurden aus ganz verschiedenen Anlässen errichtet und haben alle eine eigene und spannende Geschichte zu erzählen.

 

Beginnen wir mit dem ältesten Kreuz. Es steht in der Jakobstraße. Das Kreuz wurde von Johann Dietrich Maier und seiner Ehefrau Agnes 1744 gestiftet. Warum das Kreuz aufgestellt wurde, ist leider nicht überliefert.
In den Stamm ließen sie die häufig anzutreffende Inschrift (1) einmeißeln:

NICHT STEIN OTER HOLTZ BOETEN WIR AN
SONDERN JESUS DER IST GEHANGEN DARAN

Wohl aus Anspielung auf die protestantische Kritik entsprechend des Bilderverbotes und des Bildersturmes der Reformierten ist diese Inschrift zu lesen.

In den Sockel ist geschrieben:

CHRISTUS VINCIT REGNAT IMPERAT
(Christus siegt, regiert, herrscht)

Seinen jetzigen Standort hat es um 1900 gefunden. Ursprünglich stand das Kreuz auf dem Platz des heutigen Anwesens Jakobstraße 48, gegenüber der Verbandsgemeindeverwaltung. Als dort um die Jahrhundertwende 1900 ein Haus gebaut wurde, hat man es umgesetzt. Heute dient es auch als Aufstellungsort einer der vier Fronleichnamsaltäre (2).

 

steinkreuze_win_2_kl.gifAus dem gleichen Zeitraum stammt das 1749 errichtete Kreuz mit Corpus in Hochstein. Wer das Kreuz und aus welchem Anlaß es gestiftet wurde, ist nicht überliefert.  

 

 

 

  

Den Sockel schmückt die Inschrift:

ANNO 1749 SIEH O SINDER WAS ICH
LEID MIR ZU LIEB DIE SÜNDEN MEIDE
HEUT ICH DIER NOCH GNAD WILL GEB(EN)
VIELLEICHT MORGEN NICHT WIRST LEBEN

Am 10. Juli 1901 wurde das Kreuz auf seinen heutigen Platz umgesetzt. In den Sockel, direkt unter den Kreuzfuß wurde für die Nachwelt eine Urkunde gelegt:
„Heute, den 10. Juni 1901, ward dieses Straßenkreuz von den Katholiken als Eigentum auf diesem Platze aufgerichtet. Seit 1749 stand es als unvordenkliche Stiftung den Katholiken gehörend vis-a-vis der Gerlach'schen Wirtschaft, von wo es, weil im Alignement stehend, an diesen Platz überführt worden ist. Den jetzigen Platz samt Zäunung im Quadrat ca. 16 qm überließ Pfarrer Klein, ein Hochsteiner Kind, zur Zeit in Mörzheim/Landau durch notariellen Akt schenkweise den Katholiken Hochsteins bzw. deren Vertreter, der Kultusgemeinde Winnweiler. Stat crux dum volvitur orbis.“

Kommen wir nun zu dem bekanntesten Kreuz Hochsteins. Frei auf dem Hochsteiner Felsen stehend, ist es mittlerweile fast zu einem Wahrzeichen Winnweilers geworden. Schon bald nach seiner Aufstellung rankten sich die ersten Sagen (3) um dieses Kreuz:


„Auf einer Anhöhe bei Winnweiler steht ein steinernes Kreuz. Dort jagte einmal ein Reitersmann im einsamen Walde, da brach der Abend herein und Finsternis bedeckte Weg und Steg, also daß der Reiter sich der Führung seines guten Rosses überlassen mußte. Das Tier aber kannte den Weg und trug ihn ungefährdet durch die Nacht von dannen. Auf einmal stand es still und konnte durch kein schmeichelndes Wort, auch durch keinen Sporn mehr angetrieben werden. So mußte der Reitersmann absteigen und auf derselben Stelle im dunklen Wald sein Nachtlager nehmen. Als er nun des Morgens erwachte, wie sehr erstaunte er, da sich vor seinen Augen ein gähnender Abgrund auftat, an dessen Rand er geschlummert hatte. Wäre sein treues Roß gestern einen Schritt weitergegangen, so hätte er in der Tiefe sein Grab gefunden. Freudig kniete er nieder und dankte Gott für seine wunderbare Errettung. Nachmals ließ es auf jener Stelle ein eisernes Kreuz errichten zum Andenken für ewige Zeiten.“


Die Wirklichkeit sieht etwas nüchterner aus. Der lutherische Pfarrer Vogel hat sie 1811 in der Pfarrbeschreibung von Winnweiler (4) festgehalten :
„Wegen der Errichtung des Kreuzes auf dem Felsen bei Hochstein sind die Aussagen sehr verschieden; die wahre Geschichte hievon ist aber folgende: Vor 45 Jahren ungefähr reiste der Amtsbote von Winnweiler mit dem Namen Johann Hag gemäß Auftrag von seiner Herrschaft dahier nach Luxemburg. Auf dieser Reise verirrte er sich im Soonwald und reitete eine ganze Nacht in der Irrung allda herum, wo er versprach, ein Kreuz zu errichten, wenn er wieder auf den rechten Weg kommen würde, welches auch geschah, worauf er dann besagtes Kreuz errichtete.“
Johannes Haag war als Bote beim österreichischen Oberamt in Winnweiler angestellt.

  

 

Auf dem Sockel ist folgende Inschrift angebracht:

GLORIA ET LAVs DEO MEO IN EXCELSO

JOHANNES HAG V MARIANN SETST CHRISTO

DIESES KREVTS ZV EHREN DAMIT EIN JEDER

DER ES SIEHT DESSELBEN LOB UND RUHM SOLL MEHREN

1767

Die Großbuchstaben im lateinischen Text (Ruhm und Lob meinem Gott in der Höhe) stellen ein sogenanntes Chronogramm dar. Zählt man die römischen Ziffern zusammen, so ergibt sich das Errichtungsjahr 1767.

Das Wahrzeichen Hochsteins wurde in der Nacht zum 9. August 1969 zerstört. Ein gutes Jahr später wurde am 6. September 1970 unter großer Beteiligung der Bevölkerung das Kreuz vom amtierenden Geistlichen eingesegnet. Das neue Kreuz wurde von Steinmetzmeister Günther Woll aus Hochstein angefertigt. Es ist 3,30 Meter hoch und 1,50 Meter breit und steht seitdem für alle gut sichtbar an seinem angestammten Platz.
Das Hochsteiner Kreuz musste 2006 wieder repariert werden. Der obere Teil des Kreuzes wurde 2006 durch einen Blitzeinschlag zerstört. Die Eisenverstrebungen auf der Rückseite des Kreuzes haben vermutlich den Blitz angezogen und so viel Energie freigesetzt, dass der obere Teil abbrach. In einer zweitägigen Restaurierung konnte der obere Teil wieder in Stand gesetzt werden und erstrahlt heute wieder in neuem Glanz.

  

steinkreuze_win_4_kl.gifEin Jahr nach der Errichtung des Hochsteiner Kreuzes erhielt Winnweiler 1768 ein Missionskreuz. Es wurde zur Erinnerung an eine durchgeführte Volksmission aufgestellt. Solche Missionskreuze im Freien oder auch in Kirchen finden sich recht häufig und werden bis in die heutige Zeit errichtet. Die Volksmission geht auf das Konzil von Trient (1545-1563) zurück und entstand im Zuge der katholischen Gegenreformation. Eine Volksmission sollte in regelmäßigen Abständen in allen Pfarreien abgehalten werden. Durch die Volksmission sollten die Gläubigen in den katholischen Gemeinden wieder intensiver an die Sakramente, die Glaubenslehren und die Moral herangeführt werden. Dies geschah in der Regel durch speziell geschulte Ordensleute mit besonderen rhetorischen Begabungen. Sie hielten Predigten, luden zur Beichte ein, feierten Messen und hielten zahlreiche Vorträge.
Das Kreuz stand bis 1984 an der Giebelseite des Hotels Bierkrug und wurde nach dem Bau der Umgehungsbrücke, im Herbst 1987 an der Ecke Schlossstrasse / Auffahrt zur Umgehungsstraße umgesetzt.

Im Sockel finden wir folgende Inschrift:

CRVXE LATA A MISSIONE BENEDICTA

AM CREUZ HAT JESUS UNS ERLÖST VOM TODT UND HOELLENFLAMMEN

WER HIER DAS CREUZ NICHT EHREN WILL DEN WIRD DAS CREUZ

VERDAMMEN

Auch hier bilden die Großbuchstaben im lateinischen Textteil ein Chronogramm und ergeben zusammengezählt das Errichtungsjahr 1768. Auf der Rückseite ist die Jahreszahl nochmals in arabischen Ziffern angegeben.
Der deutsche Inschriftenteil spricht für sich und bringt ganz deutlich das Anliegen der Volksmission auf den Punkt.
Das Winnweiler Missionskreuz ist übrigens das älteste erhaltene Missionskreuz im
pfälzischen Raum.

  

steinkreuze_win_5_kl.gifEin früher rein „katholischer“ Brauch war das Errichten eines Friedhofkreuzes. Das Gelände des heutigen Friedhofes auf dem Kranzhübel wurde 1840 von der Gemeinde angekauft und darauf der jetzige Friedhof errichtet. Der Friedhof wurde 1841 eingeweiht und das Friedhofkreuz errichtet.
Das Kreuz wurde in der Regel an einer zentralen Stelle aufgestellt und soll dem Friedhofsbesucher in ganz besonderer Weise auf die Erlösungstat Christi hinweisen: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Jeder, der an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben“ (Joh. 11,25).
Die Aufstellung eines solchen Kreuzes verlief nicht immer reibungslos zwischen den Konfessionen, wie Wilhelm Heinrich Riehl in seiner pfälzischen Volkskunde zu berichten weiß. „in neuester Zeit (1857 Anm. d. V.) wurde von nicht wenigen Dorfgemeinden eine Scheidemauer mitten durch den seit lange gemeinsamen christlichen Friedhof gezogen, weil sich die Protestanten die Aufrichtung eines Kreuzes oder Kruzifixes nicht gefallen lassen und die Katholiken nicht darauf verzichten wollten“ (5). Ob es in Winnweiler zu ähnlichen Konflikten gekommen ist, ist nicht überliefert.

Das jüngste Kreuz in Winnweiler finden wir an der Einmündung Am rauen Weg und der Neugasse. „Errichtet von beiden Kirchengemeinden, der Ortsgemeinde und Steinmetzmeister V. Woll im Jubiläumsjahr 1991“ ist der Inschrift am Sockel zu entnehmen. Auf dem Querbalken ist zu lesen:

HERR GIB UNS FRIEDEN

Von der Einweihungsfeier am 17. Mai 1991 ist mir vor allem die Hoffnung in Erinnerung geblieben, dass das Friedenskreuz angenommen werde und die Menschen zum Verweilen und zur Besinnung anrege.
Aber nicht nur für das neue Kreuz gilt der bei seiner Aufstellung geäußerte Wunsch: „Möge das neue Kreuz in Winnweiler helfen, dass Menschen bei seinem Anblick getröstet werden und auf den Weg des Friedens gelangen!“

 

 

 (1) So auch im benachbarten Imsweiler.
 (2) Bäuml, Walter: Historisches Kleinod für Winnweiler, in Donnersbergjahrbuch 1995, S. 152f.
 (3) Hebel, F. W.: Pfälzisches Sagenbuch, Nr. 177.
 (4) ZA Speyer, Abt. 44 Winnweiler.
  Riehl, Wilhelm Heinrich: Die Pfälzer, Neustadt 1973³, S. 292.

 

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