Ein verschwiegener Brückenheiliger – St. Nepomuk
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- Geschrieben von Peter Wasem, Winnweiler
Nach der Heiligsprechung des Johann von Nepomuk im Jahre 1729 entstanden in den deutschsprachigen, katholischen Gebieten unzählige Bildwerke, die vor allem auf Brücken Aufstellung fanden, so daß er bald als Brückenheiliger galt. Vorbild für die vielen Statuen war das 1683 auf der Prager Karlsbrücke errichtete Standbild. Sie waren so zahlreich, dass sie sogar unseren Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe zu einem Gedicht inspirierten:
Auf großen und auf kleinen Brucken
Stehen vielgestalt´ge Nepomuken
Von Erz, von Holz, gemalt, von Stein,
kolossisch groß und puppisch klein.
Jeder hat seine Andacht davor,
weil Nepomuk auf der Brucken sein Leben verlor.
Aus dem Leben des Johann von Nepomuk gibt es folgendes zu berichten (1) :
Nepomuk wurde um 1350 in Pomuk/Böhmen geboren. Er brachte es in seiner geistlichen Laufbahn bis zum Generalvikar des Prager Erzbischofs und war zugleich auch kaiserlicher Notar. Als es im Streit um politischen Einfluß mit König Wenzel so weit kam, dass der Erzbischof sogar die königlichen Räte ernannte, ließ König Wenzel Nepomuk mit zwei anderen Amtsgenossen gefangen setzen. 1393 wurde er in Prag von der Karlsbrücke in die Moldau gestürzt. Seine Weigerung, das Beichtgeheimnis zu brechen, soll mit ein Grund für die Ermordung gewesen sein. Angeblich wollte König Wenzel wissen, was seine Frau, deren Beichtvater Nepomuk war, gebeichtet habe. Nepomuk verweigerte aber die Auskunft und musste sterben. Mit seiner Heiligsprechung 1729 wollte man offenbar auch ein Gegengewicht zur Verehrung von Johannes Huß (2) schaffen. Nepomuk wurde zum Brückenheiligen und Fürsprecher bei jeglicher Wassernot, Schutzpatron der Wasserknechte, Flößer, Schiffer und Fischer.
In dem damals österreichischen und damit auch katholischen Winnweiler finden sich gleich zwei Nepomuken auf Brücken über den Lohnsbach. Sie wurden beide 1761 erreichtet, wie die eingehauenen Jahreszahlen belegen. Am Sockel des Standbildes in der Kirchstraße finden wir die Jahreszahl in dem eingehauenen Text zusätzlich als Chronogramm:
„TE / o Iohann De nepoMVCLoCat / rhenVs / 1761“
Zählt man die Großbuchstaben als römische Zahl zusammen, kommt man ebenfalls auf die Jahreszahl 1761. Die Inschrift ist heute verwittert und schlecht lesbar. Sie bedeutet in der Übersetzung: „Dich o Johann von Nepomuk hat aufgerichtet Rhenus“ Bei Rhenus handelt es sich wohl um die lateinische Übersetzung des Familiennamens Rhein, den es in der Mitte des 18. Jahrhunderts in Winnweiler gab und Stifter oder Erbauer war.
Der Heilige trägt die kanonischen Attribute: die Palme als Kennzeichen des Märtyrers, auf der das Kreuz liegt. Über den Talar fällt das mit Spitzen besetzte Chorhemd, das halblange Rochette, über das sich der hermelinbesetzte Pelz als Schulterumhang legt, der ihn als Domherrn charakterisiert. In der Linken hält er das Birett, unter dem sich ein Kinderengelchen in die Falten des Gewandes schmiegt, das als Zeichen der Verschwiegenheit den Finger auf die Lippen legt (3). Sein andächtiger Blick ist auf das Kruzifix in seiner Rechten gerichtet.
Das zweite Nepomuk-Standbild findet sich idyllisch gelegen an dem Steg über den Lohnsbach und ist etwas schlichter ausgeführt. Nekomuk hält lediglich ein Kreuz und den Palmzweig in der Linken. Das Birett trägt er auf dem Kopf und der Blick geht verträumt in die Ferne.
(1) Rasche, Werner: Steinerne Kleindenkmäler um den Donnersberg, Otterbach 1995, S. 47f.
(2) Johannes Huß (1369-1415) war verantwortlich für die ersten reformatorischen Bewegungen in Böhmen. Er predigte gegen die Ablaß- und die Kreuzzugsbulee von Papst Johannes XXIII. Der von ihm verweigerte Widerruf brachte in auf den Scheiterhaufen.
(3) Weinmann, Fred: Kultmale der Pfalz, Speyer, 1975, S. 140