„Meine Zeit steht in deinen Händen“ (EKG 644) - Von der Alsenbrücker Turmuhr

Die Alsenbrücker Kirche noch mit dem Zifferblatt am DachreiterEin technisches Meisterwerk, das normalerweise nur nach einem mühsamen Aufstieg in den Kirchturm zu bewundern ist – sofern überhaupt noch vorhanden – ist die Turmuhr. Knut Deutschle schwärmt in seinem Turmuhrenbuch[1]: „Es gibt wohl kaum eine Maschine, von der so viel verlangt wurde, wie von der Turmuhr. 156 mal am Tag musste sie den schweren Hammer anheben. Ununterbrochen Tage, Monate, Jahre, ja Jahrhunderte, arbeitete diese Maschine; dies in ungeheizten, im Winter feuchten und sehr kalten Türmen, und das alles genügte nicht. Man forderte zudem noch Präzision – Genauigkeit, um den Menschen einer Stadt oder eines Dorfes die Zeit und damit Lebens- und Arbeitsrhythmus zu geben. Ohne Turmuhr war eine funktionierende Gemeinschaft im 18. und 19. Jahrhundert kaum möglich. Diese Aufgabe – das gemeinschaftliche Zusammenleben der Menschen zu regeln – hat die Turmuhr gehabt.“

 

Die Alsenbrücker Turmuhr wurde beim Neubau der Kirche 1763 angeschafft. Über den Erbauer sind leider keine Nachrichten vorhanden. Seit den 1950er Jahren befand sie sich außer Gang. Zu einer Reparatur konnte man sich damals nicht entschließen, zumal die Zeit der „Räderuhr“ nach dem Zweiten Weltkrieg ohnehin zu Ende ging. Und so ereilte sie ein ähnliches Schicksal, wie die meisten anderen Turmuhren auch. Sie wurde 1975 von ihrem ursprünglichen Standort im Dachreiter abgebaut, da sich eine Instandsetzung zwischenzeitlich nicht mehr lohnte und das Zifferblatt bereits bei der Außenrenovierung 1957 entfernt worden war.

 

Die alte Alsenbrücker Turmuhr fand Aufnahme bei einem Langmeiler Landwirt.Die Abmessung der Uhr beträgt 0,81 m Länge, 0,47 m Breite und 0,54 m Höhe. Das Gestell besteht aus geschmiedetem Flacheisen. An den oberen Ende befinden sich Eckbänder. Die Füße sind ausgestellt und befinden sich auf einem massiven Eisenbock. Gehwerk und Stundenschlagwerk befinden sich nebeneinander. Die Eisenräder sind geschmiedet und gefeilt. Die Hohltriebe sind aus Eisen gefertigt, die Wellen abgefasst und aus Messing. Das Walzenrad besitzt ein einfaches Sperrrad, Nase und Feder. Die Pendelstange war rund 2 Meter lang. Ausgehend vom Walzenrad (Stellrad) wurde das Zeigerwerk und das Stundenschlagwerk bedient[2].

 

Wie bereits erwähnt befand sie sich beim Abbau in einem schlechten baulichen Zustand. Die 20 Jahre des Stillstandes haben ihr mehr zugesetzt, als vorher die 200 Jahre in Dauerbetrieb. Da bewahrheitet sich mal wieder das alte Sprichwort: „Wer rastet, der rostet“!

 

Hinweis:

Das Pfälzische Turmuhrenmuseum in Rockenhausen zeigt die technische und geschichtliche Entwicklung der Turmuhr an mittlerweile 40 Turmuhren. http://www.museum-fuer-zeit.de/

 



[1] Deutschle, Knut: Meister der alten Turmuhren, Rockenhausen 1987, S. 7.

[2] Ebd.

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