Rathaus Ottersheim (Landau)
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- Geschrieben von Agiro Verlag, Neustadt / Weinstr.

Im Zuge der fränkischen Landnahme wies König Clodwig etwa um 500 seinem verdienten Gefolgsmann Udomar südlich der mittleren Queich Ländereien zu. In der Schenkungsurkunde des Klosters Lorsch wird 768 erstmals „Udomarsheimer marca“ (Das Gut des Udo) erwähnt. Über Hudamareshaim, Hoteresheim, Othersheim hat sich dann bis zum Jahre 1318 der bis heute gültige Name gebildet.
Das älteste Gebäude in Ottersheim ist das Rathaus. Entsprechend der Jahreszahl auf dem Torbogen am Eingang zum Spritzenhaus wurde es 1555 errichtet. Die Gemeinde Ottersheim zählte damals 300 Seelen. Der Bau wurde vom kurfürstlichen Oberamt Germersheim unterstützt. Die Steine für die 50 Zentimeter dicken Wände wurden von den Einwohnern gebrochen und transportiert. Das Mauerwerk selbst errichteten Steinmetze und Maurer auf Kosten des Kurfürsten Friedrich II. Der zweigeschossige Putzbau mit Eckquaderung steht frei auf dem Platz vor der Kirche an der Friedhofsmauer. Das Erdgeschoss ist eine nach drei Seiten offene Halle mit Rundbogenarkaden. In der Mitte steht eine Sandsteinsäule, die den Hauptunterzug der Balkendecke aus Eichenholz unterstützt. Das Obergeschoss bestand ursprünglich aus einem einzigen Raum, der zur Beratung gemeindlicher Angelegenheiten diente. In das Obergeschoss gelangte man über die innenlaufende Holztreppe. 1849 - 1855 wurde das Gebäude von Grund auf umgestaltet. Im Erdgeschoss wurden die Arkaden zugesetzt, und eine durchgehende Trennwand verdeckte die Mittelsäule. Im westlichen Teil entstand eine Remise für die Feuerspritze, im östlichen Teil wurden drei Einzelräume gebildet: Wachlokal, Arrestzelle und Holzablage. Das Obergeschoss erhielt durch drei Trennwände eine Schreibstube, einen Gemeindesaal und einen Abort. Im Zuge des Ausbaus der Ortsdurchfahrt wurde 1978 der Abriss des Rathauses diskutiert. Dieser Gedanke wurde aber nicht nur mehrheitlich abgelehnt, sondern auch die Wiederherstellung der ursprünglichen Form beschlossen. Der Umbau begann im Juni 1981. Das Erdgeschoss wurde wieder eine offene Halle, die Arkaden und die Mittelsäule kamen erneut zur Geltung.
Alle Texte und Abbildungen sind mit freundlicher Genehmigung entnommen aus:
Die schönsten Rathäuser der Pfalz von Ruth Shell mit Texten von Dr. Johann-Martin Deinhard
Bildband und Dokumentation, Hardcover, ca. 112 Seiten, 14,90 €, ISBN 978-3-934769-89-2 erschienen im Dezember 2008
Von der Anmut kleiner Rathäuser in der Pfalz - aufgespürt und künstlerisch umgesetzt in Radierungen von Ruth Schell, mit begleitenden Texten von Dr. Johann-Martin Deinhard. Wahre Kleinode sind sie manchmal: die alten Rathäuser der Pfalz. Und genau darum geht es der in Bobenheim am Berg lebenden Künstlerin Ruth Schell: um die versteckte Schönheit, die verborgene Anmut der Rathäuser in kleinen Dörfern oder Städtchen in der Pfalz.
Die besondere Atmosphäre der Rathäuser - von Altdorf über Haßloch, Diedesfeld oder Freinsheim bis Zweibrücken -, die Ruth Shell als Radierung im Miniaturformat künstlerisch eingefangen hat, wird durch dieses ausgefallene Büchlein wiedergegeben. Ergänzt werden die detailreichen Grafiken durch Texte von Denkmalpfleger Dr. Johann-Martin Deinhard, der die Geschichte und die baulichen Hintergründe der jeweiligen Rathäuser in lebendige Erinnerung bringt.
Erhältlich im Buchhandel oder direkt über den Agiro-Verlag, http://www.agiro.de ,Tel. 06321 - 48 93 43